Pfarrzeitung · Februar 2019
Druckausgabe (PDF)
Liebe Hernalserinnen, lieber Hernalser,
ich grüße Sie herzlich! Mit dieser Ausgabe des Pfarrblatts lade ich Sie
wieder ein, an der einen oder anderen Veranstaltung in der nun bald
beginnenden Fastenzeit teilzunehmen:
An erster Stelle erwähnen möchte ich den Kalvarienberg rund um unsere
Kirche, der von Aschermittwoch bis Ostersonntag frei zugänglich ist.
Freitags und sonntags gibt es um 15 Uhr eine Führung durch diesen
einzigartigen Zyklus ausdrucksstarker, inhaltsschwerer Reliefs aus dem 18.
Jahrhundert.
Hinweise möchte ich weiter auf das Halleluja-Standl vor der Kirche, wo Sie
kunsthandwerklich hergestellten Osterschmuck aus der
KreativWerkstatt der
Pfarre erhalten.
Wollen Sie sich eindringlicher mit dem christlichen Glauben
auseinandersetzen, vor allem mit der Frage, wie er im 21. Jahrhundert
lebbar ist, dann ist die Abendreihe Christsein heute das Richtige für Sie.
Informationen dazu finden Sie rechts.
Die mit dem Aschermittwoch am 6. März beginnende Fastenzeit ist die Zeit
der Vorbereitung auf Ostern. Um dieses Fest der Neuwerdung nicht nur zu
begehen – etwa indem wir Riten mitvollziehen –, sondern etwas von seiner
Qualität erleben zu können, müssen wir dafür bereit sein: leer, offen,
verfügbar.
Für den Prozess, der uns in diese persönliche Verfassung der Transparenz
auf Gott hin bringt, bietet die Fastenzeit in Hernals Ihnen Hilfen an.
Dass Sie sie ergreifen und sich ihrer bedienen, dazu wünsche ich Ihnen
Entschlusskraft und Durchhaltevermögen!
Ihr Pfarrer

Dr. Karl Engelmann
Die Bibel: Das Buch der Bücher
von pfarrer karl engelmann

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Für das heurige Jahr haben die Österreichische Bischofskonferenz und das
katholische Bibelwerk ein Jahr der Bibel ausgerufen. Grund dafür war das
Erscheinen einer neuen Einheitsübersetzung der Bibel für den
deutschsprachigen Raum im vergangenen November.
Fachleute waren seit 2006 damit beschäftigt, das "Buch der Bücher" in
einer zeitgemäßen Ausdrucksweise wiederzugeben. Wesentlich dabei war das
Bestreben, so weit wie möglich an den Urtext heranzukommen sowie dort, wo
es möglich ist, geschlechtergerechte Aussagen zu treffen (zum Beispiel
statt "Brüder": "Brüder und Schwestern").
Nun, was bedeutet die Bibel für die Christen? Was für das persönliche
Leben?
Für die Christenheit ist die Bibel das Wort Gottes an uns Menschen. Die
Christen glauben, dass Gott sich durch viele verschiedene Menschen hat
vernehmen lassen, dass er das aber am authentischsten und unüberbietbar
getan hat in der Person des Jesus von Nazareth. Zu berücksichtigen ist bei
allem "Sprechen Gottes", dass das Gotteswort immer in Menschenworte
gekleidet ist und diese Umkleidung natürlich von der Zeit, der Kultur und
dem Milieu ihrer Entstehung geprägt ist.
Die Bibel ist für uns Christen das Buch mit der grundlegenden Bedeutung
für unseren Glauben. Deshalb ist sie auch die Richtschnur für die ganze
Lehre der Kirche. In der heiligen Messe verkünden wir das gelesene
Bibelwort als "Wort des lebendigen Gottes", von dem wir Leben, Liebe und
Hoffnung empfangen.
Die Worte der Bibel sind ein starker Antrieb für ein Leben, das der
Nächstenliebe gewidmet ist. Viele Menschen schöpfen Kraft aus dem Lesen
der Heiligen Schrift, die Heiligen der Kirchengeschichte haben durch sie
Kraft zu einem außerordentlichen Leben empfangen. Auch heute gibt es
Menschen, die die Bibel zur Hand nehmen, um gute Entscheidungen für ihr
Leben zu treffen.
Die Bibel erzählt von der großen Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen.
Sie besteht aus zwei Teilen, dem Alten und dem Neuen Testament. Das Alte
Testament verbindet das Christentum mit dem Judentum. Es erzählt von der
Erschaffung der Welt und der Erwählung des Gottesvolkes Israel. Das Neue
Testament legt Zeugnis ab von Jesus Christus. Es berichtet, wie das
Evangelium von Galiläa (dem Gebiet des Wirkens Jesu in Nordisrael) aus in
die ganze damals bekannte Welt getragen wurde. Beide Teile der Bibel
gehören untrennbar zusammen, denn es gibt nur einen Gott: Sein Wort hat
die Welt erschaffen, und es ist Fleisch geworden in Jesus Christus.
Deshalb wird das Neue Testament im Licht des Alten Testaments gelesen und
das Alte Testament im Licht des Neuen Testaments.
Mit den Worten der Bibel sich auseinanderzusetzen lohnt sich. Es sind
Worte zum Leben, die das persönliche Dasein durchdringen und ihm eine neue
Gestalt verleihen können: eine unabhängige Gestalt, fest verwurzelt und
aufrecht in sich selbst, schmiegsam und dienstbereit gegenüber allen
Mitgeschöpfen.
Es überrascht mich nicht selten, wie bewandert Juden und Muslime in ihren
heiligen Schriften sind – und wie wenig Christen die Bibel kennen. Deshalb
hoffe ich, dass das Jahr der Bibel vielen als Impuls dienen wird, sich mit
der Heiligen Schrift auseinanderzusetzen.
Es ist ratsam, langsam, mit ruhigem, offenem Geist in ihr zu lesen. So
besteht die Chance, dass der Inhalt einzelner Sätze oder auch nur
einzelner Worte den Leser und die Leserin in tieferen Schichten des
Bewusstseins berühren kann.
Wer die Bibel ohne Glauben liest, für den bleibt sie bedrucktes Papier.
Wer sie aber in jenem Geist liest, in dem sie geschrieben wurde, der
findet Gottes Wort in ihr und mit ihm Antworten auf viele Fragen des
Lebens. Ein solcher Mensch wird dann anders denken, fühlen, reden und
handeln. Auch anders beten wird er. Glaube, Hoffnung und Liebe werden in
ihm wachsen und sich entfalten. Das so gewandelte, neue persönliche Leben
ist dann selbst ein "Wort des lebendigen Gottes". Darauf kommt es an.
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