Abschied von Prälat Johann Koller, 10./11. Mai 2010
 

Prälat Johann Koller,
Altpfarrer von Hernals,
ist am 28. April 2010, um 12.55 Uhr,
im 79. Lebensjahr gestorben.

Parte

Der Bedeutung des Verstorbenen angemessen waren - in Ausmaß, Art und Anteilnahme - die Trauerfeierlichkeiten:

Noch am Todestag findet um 19 Uhr die erste Gedenkmesse in der voll besetzten Kalvarienbergkirche statt.




10. Mai, 18 Uhr: Der Sarg mit den sterblichen Überresten Johann Kollers wird in die Kirche getragen ...



... und aufgebahrt. Nach dem Rosenkranzgebet ...



... beginnt das erste Requiem, in dem Pfarrer Dr. Karl Engelmann die Ansprache hält. Im Hintergrund Mitglieder des Chors der Kalvarienbergkirche, der Teile von Brahms' "Ein deutsches Requiem" singt.



Hauptzelebrant ist Weihbischof Dr. Franz Scharl. Links außen der ehemalige Kaplan Klima, rechts außen der ehemalige Kaplan Bayard (beide mit Brille).



Auf den Gottesdienst folgt die Gebetsnacht: In der hellen, warmen, sauberen, stillen Kirche kommen während der ganzen Nacht ununterbrochen Menschen zusammen, um des Verstorbenen zu gedenken und betend ihm nahe zu sein.



11. Mai, 10.35 Uhr: Trauergäste streben über den neu gestalteten Sankt-Bartholomäus-Platz zur Kirche.



11. Mai, 11 Uhr: Wieder hat sich die Kirche mit Menschen gefüllt zum Requiem, ...



... diesmal mit Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn (hier in Einkehr), dessen persönlicher Wunsch es war, die Messe für Prälat Koller zu feiern.



Familienangehörige: Bruder Josef, Schwägerin Maria, Schwester Maria (rechts)



Prominente Mitfeiernde: Exbundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel, Mitwirkender bei Johann Kollers "Pötzleinsdorfer Jazzmessen" in den 1960er Jahren, Dr. Ilse Pfeffer, Bezirksvorsteherin; Hans Erasmus, Bezirksvorsteher-Stellvertreter i. R. (2. Reihe); Josef Veleta, Bezirksvorsteher, Stadtrat, Nationalrat, Bundesrat i. R.



Die Vorsitzende-Stellvertreterin des Pfarrgemeinderates, Dr. Maria Fölhs, beim Vortragen einer Lesung.



Elisabeth Zottele (links, diesmal nicht am Dirigentenpult, sondern mit Violine) und Ingrid Haselberger (rechts, Sopran) musizieren Arien aus Händels "Messiah", einem Lieblingswerk Johann Kollers.



Blick ins Presbyterium zu einem Teil des lauschenden Klerus



Am Schluss des Gottesdienstes Worte des Abschieds von der Kalvarienbergkirche durch Pfarrer Engelmann. 27 Jahre lang, von 1969 bis 1996, war Prälat Johann Koller hier Pfarrer gewesen.



Unter dem Geläut der großen Glocke wird der Sarg verladen.



Abschiedsblicke: links hinten Diakon Beck; links vorne der ehemalige Kaplan Bischinger; mit Evangelienbuch Diakon Aumann; hinter ihm der ehemalige Kaplan Jansen



16 Uhr: Am Tor des Hernalser Friedhofs versammelt sich die Trauergemeinde zur Beisetzungsfeier.



Die Feier beginnt mit einem Fanfarenruf. Musikalisch werden die Musiker Johann Koller später mit "Amazing Grace" - "Staunenswerte Gnade" - verabschieden.



Mit der Leitung der Beisetzungsfeier durch Weihbischof Stefan Turnovszky schließt sich der Kreis der Aufwartung der gesamten Wiener Kirchenspitze beim Begräbnis des Prälaten Koller. Im Hintergrund Kaplan Mag. Konstantin Reymaier, rechts Diakon Karl-Michael Brazda.



P. Josef Cascales CFM von der Cursillo-Bewegung, jahrzehntelanger, enger, treuer Freund, besuchte Johann Koller in dessen letzten Tagen täglich im Krankenhaus des Göttlichen Heilandes.



Adieu, Johann Koller!



Pater Andreas Hiller CSsR, Pfarrer der Marienkirche




Maria Koller, Schwester Johann Kollers und seine Wirtschafterin im Pfarrhaushalt



Schauspielerin Mijou Kovacs



Letzte Ruhestätte: Friedhof Hernals, 17., Leopold-Kunschak-Platz 7,
Gruppe AL, Nummer 1, Priestergruft der Pfarre Hernals


Fotografiert haben Erich Fritz, Ingrid Messinger und Dr. Leopold Röhrer. - Danke!

 



Nachruf

Von Pfarrer Karl Engelmann, erschienen in "aktuell" Nr. 357, 9. Mai 2010

Am 20. März 2010 feierte Johann Koller seine letzte Messe in der Kalvarienbergkirche. Die Reaktionen waren gewaltig. Messbesucher sagten mir: "Es war einfach bedrückend, ihn in seiner Schwachheit zu sehen. Er kam als alter, gebrechlicher Mann aus der Sakristei, aber bei der Predigt blühte er auf, und man spürte eine ungeheure Kraft in ihm."

Ja, das Verkünden des Gottes Wortes war eines der stärksten Charismen unseres Altpfarrers. Waren die Predigten manchmal auch lang – sie waren beileibe kein Geplauder. Mit seinen Worten suchte Johann Koller das Herz seiner ZuhörerInnen zu treffen. Immer stellte er sich bei der Predigtvorbereitung die Frage: Was will Gott den Menschen sagen?

Die Stimme der Verkündigung in Person Johann Kollers wird uns fehlen. Als er hier noch Pfarrer war, hat es mich beeindruckt, wie er jeden Sonntag vor der 10.15-Uhr-Messe schon eine Stunde früher in der Kapelle saß und betend seine Predigt memorierte. (Solcherart gäbe es vieles zu berichten.)

Die letzten Wochen seines Lebens waren beschwerlich. Ich hatte das Glück, ihn in dieser Zeit ein wenig begleiten zu dürfen. Beim Besuch am Ostermontag im Göttlichen Heiland sprach er offen über sein bevorstehendes Sterben. Mir kamen die Tränen. Seine Antwort: "Karl, es ist Ostern. Halleluja!" Bei diesen Worten war mir klar, dass er sich Gott hingegeben und alles losgelassen hatte.

Der Ostermontag war auch der erste Tag, an dem er am Nachttisch nicht mehr seinen Computer stehen hatte, in den er bis zuletzt Evangelienkommentare tippte. Die letzten zwei Wochen verbrachte er auf der Palliativstation, wo er hervorragend gepflegt wurde. (Danke dem Team!) Er wurde von Tag zu Tag merklich schwächer, bis er gegen Ende seines Lebens nicht mehr ansprechbar war. Ich hatte den Eindruck, er sei nur noch im Gebet und wollte gar nicht mehr gestört werden.

Am 18. April Nachmittag kam Kardinal Schönborn zu Besuch (und fast zeitgleich Weihbischof Stephan Turnovszky). Es war eine beeindruckende Begegnung zweier Persönlichkeiten mit einem versöhnlichen Gespräch im Hinblick auf Neuwaldegg. Zum Schluss fragte der Kardinal: "Johann, darf ich dich segnen?" Er antwortete: "Da frogst no? Wo samma denn!?" Alle lachten herzhaft.

Krankheit und Schwäche waren nicht aufzuhalten. Am 28. April 2010 um 12.55 Uhr ging Johann Koller heim. (Er selbst hatte diese Worte mehrmals gesprochen: "Ich gehe heim.")

Nun verabschieden wir uns von Johann Koller – in Trauer zwar, aber auch in Hoffnung, vielleicht sogar in Freude, dass er sein Ziel, nach dem er sich immer sehnte und von dem er zu uns redete, erreicht hat. Immer ging es Johann Koller um das Reich Gottes. Er wollte, dass die Menschen vom lebendigen Gott getroffen und betroffen werden.

Wir nehmen Abschied in Dankbarkeit für alles, was Altpfarrer Koller in unserer Pfarre gewirkt hat. In die Geschichte bereits eingegangen ist er als "Retter der Kalvarienbergkirche". Weithin bekannt wurde er als ein Mann, der vieles, auch Neues anpackt, in baulicher wie in geistlicher Hinsicht. Vieles, was heute in unserer Pfarrgemeinde lebt, steht auf dem Grund, den Johann Koller gelegt hat. Sein geistliches Erbe soll ein Auftrag für uns sein.

Lieber Johann, du wirst uns abgehen!

Wir danken dir für alles, was du mit uns und an uns getan hast. Wir wollen und werden in deinem Geist weitermachen, und wir werden es tun, indem wir uns wieder aufs Neue um den lebendigen Gott versammeln, um ihn zu suchen.

Ruhe in Seinen Armen, in den Armen die du gesucht hast, die du bisweilen gespürt hast und von denen du uns immer enthusiastisch erzählt hast.
 



In memoriam Johann Koller


Von Pfarrer Karl Engelmann, erschienen in "einblicke" Nr. 41, Mai 2010


Am 28. April 2010 ist Altpfarrer Prälat Johann Koller im 79. Lebensjahr gestorben. Die Begräbnisfeierlichkeiten haben am 10. und 11. Mai unter großer Anteilnahme vieler Menschen von nah und fern stattgefunden. Was sterblich war an Prälat Koller, ist nun am Friedhof Hernals in der Pfarrergruft gebettet (Gruppe AL, Nummer 1).

Pfarrer von Hernals 1969–1996

27 Jahre lang hat Prälat Koller die Pfarrgemeinde von Hernals geleitet. In dieser Zeit war er für fünf Jahre auch mein Chef – und er war noch viel mehr: eine prägende Persönlichkeit auf meinem Weg. Ich habe Johann Koller als Priester des Herzens erlebt. Dieser Grundton seiner Person, Priester zu sein, war bereits in jungen Jahren in ihm vernehmbar, wie ein nach seinem Tod gefundenes Gebet, das er als Student niedergeschrieben hat, belegt: „O Jesus, ich will ein Priester werden nach Deinem heiligsten Herzen. Bilde mein Herz nach Deinem Herzen!“, heißt es in seinem Schlussteil.

Johann Koller versuchte zeit seines Lebens, sich dem je neuen Anruf Gottes auch neu zu stellen. Dies erachtete er als eine der wichtigsten Voraussetzungen, seinen Dienst an den Menschen, für den er sich hatte weihen lassen, zu erfüllen.

Die in der Öffentlichkeit sichtbaren Taten Johann Kollers als Pfarrer wurden und werden auch öffentlich gewürdigt. „Retter der Kalvarienbergkirche“ titelte die Katholische Presseagentur Österreich in ihrem Nachruf. Viel wesentlicher hingegen – für mich und vor allem für ihn selbst – war sein Leben und Wirken in seiner priesterlichen Existenz. Hier war er mir ein Vorbild.

Sehnsucht nach Gott

Johann Koller war ein betender Priester. Er war ein priesterlicher Mensch, der immerzu bestrebt war, zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Nicht zu seinen geografischen, sozialen, kulturellen und auch nicht zu seinen kirchlichen Wurzeln, sondern zu seinen geistlichen Wurzeln: zu Gott.

In seinem geistlichen Wirken gab er für die Höhen und Tiefen seines religiösen Ringens beredtes Zeugnis. Er lebte seinen persönlichen Glauben in der Verkündigung auch öffentlich. Er ließ die Menschen am Geschehen in seinem Inneren teilhaben, an den Turbulenzen und an den Umbrüchen genauso wie an den Segnungen. Das machte ihn glaubwürdig. Damit konnten viele Zeitgenossen sich identifizieren, und das bescherte ihm reges Interesse, großes Echo und viel Respekt. Bisweilen dachte ich: Dieser Mensch ist wirklich von Gott beseelt; in dem brennt eine Sehnsucht, die ihm Licht ist, durch das er seinen Weg findet.

Hingabe an seine Berufung

In der Beseelung mit der Sehnsucht nach Gott hat Johann Koller sein priesterliches Leben gelebt. Sie war ihm die Kraft zur Hingabe an seinen Lebensauftrag. Es war zuweilen atemberaubend, mit anzusehen, welches Arbeitspensum als Pfarrer er abarbeitete. Allein seine Pflichtaufgaben haben genügt, ihm einen 12-Stunden-Arbeitstag zu füllen, aber damit nicht genug. Denn Johann Koller hatte sich nie allein als Verwalter eines Erbes aus der Vergangenheit gesehen. Welche Wege sind neu zu suchen und zu gehen auf dem Weg zu Gott? Wodurch können Menschen vom lebendigen Gott berührt werden? Das waren seine Fragen. Johann Koller hatte genug von einem kirchlich maskierten und mittlerweile verstaubten „Gott“. Oft bekannte er uns, die Institution Kirche stehe den Menschen bei ihrer Suche nach Gott oft im Weg: „Wir sind verkirchlicht und nicht verchristlicht!“ Das war sein Ansatz in den letzten Jahren, der sich praktisch bis zu seinem Tod immer mehr verdeutlichte.

Johann Koller hat Gott so verkündet, wie er von ihm berührt und ergriffen war; einen lebendigen, den Menschen zugeneigten Gott, der – anders als wir – nicht auf die Person sieht, sondern auf das Herz des Menschen. Und der von dort her ausgeht, um den Menschen draußen, „in der Fremde“, zu suchen und ihn heimzuholen in sein Herz.

Im Ergriffensein von Gott lebte Prälat Koller sein priesterliches Leben bis zum Ende. Noch im heurigen Jänner hatte er Pläne; hatte er von neuen Wegen der Evangelisierung gesprochen. Er konnte nicht mehr verwirklichen, was er als notwendig betrachtete. Er musste loslassen und sich völlig Gott überlassen – was ihm auch gelungen ist. 14 Tage vor seinem Tod sprach er mit mir offen und in aller Ruhe über seinen bevorstehenden Tod: „Ich gehe bald heim.“

Nun ist Johann Koller heimgegangen und hat seine Heimat, nach der er sich sein ganzes Leben lang gesehnt hat, in Gott wiedergefunden.

Wenn das Image des katholischen Priesters zurzeit im Keller ist, tut es gut, von priesterlichen Persönlichkeiten im Format eines Johann Koller zu hören bzw. sich ihrer zu erinnern. Das erfüllt uns, die wir zurückbleiben, mit großem Dank unserem verstorbenen Altpfarrer gegenüber.

Beten wir mit dem Heimgegangenen, dass die Kirche erneuert werde, damit viele Menschen den lebendigen Gott erkennen, der da ist über allen Lebenden und Toten.

Johann, danke für alles! Ruhe in erfülltem Frieden in der Sehnsucht Deines Lebens!